Erklärung des Weltweiten Marschs der Frauen

aus dem englischen von Alexandra Erikson (Vorabversion)

Erklärung des Weltweiten Marschs der Frauen zum Internationalen Frauentag 2012

An diesem achtem März, setzen wir, die Frauen des Weltweiten Marschs der Frauen den Marsch fort. Um zu widerstehen und um eine Welt für uns zu bauen, für andere , für unsere Leute, für alles Lebendige und für die Umwelt. Diese Aktionen setzen den Widerstand fort  gegen den Angriff des tödlichen kapitalistischen Paradigmas mit seinen falschen Lösungen zu den verschiedenen Krisen und seiner fundamentalistischen konservativen Ideologie.

Wir tragen die Hauptlast der Krise des kapitalistischen, rassistischen und patriarchalen Systems, das, um sich selbst aufrecht zu erhalten, brutale Sparmaßnahmen verhängt, die uns und unsere Leute zwingen, für eine Krise zu zahlen, die wir nicht verursacht haben:  Budgetkürzungen im sozialen Sektor, Lohn und Rentenkürzungen, weltweite Kriegseinsätze und die steigende Unterordnung aller Lebensbereiche unter die kapitalistische Verwertungslogik. Wir Frauen zahlen den höchsten Preis: wir sind die Ersten, die ihren Arbeitsplatz verlieren und zusätzlich zu  unseren regelmäßigen häuslichen Aufgaben müssen wir Verantwortungen für Bereiche des Sozialen übernehmen, die in der Vergangenheit durch soziale Dienste abgesichert waren.  Diese Maßnahmen sind gestützt von patriarchaler, kapitalistischer und rassistischer Ideologie und gehen Hand in Hand mit  politischen Maßnahmen, die Frauen dazu bringen, ins Haus zurückzukehren, politische Maßnahmen, die die Zunahme der Prostitution, den Frauenhandel , die Zunahme von Gewalt gegen Frauen, Menschenhandel und Flucht begünstigen.

Wir verurteilen die Aufrechterhaltung von Freihandelsabkommen, die öffenliche Güter wie Gesundheit, Eriehung und Wasser in Waren verwandeln und  Märkte schaffen für die Ausbeutung billiger Arbeitskräfte im globalen Süden. Wir lehnen die Konsumkultur ab, die Kommunen verarmen läßt, Abhängigkeit herstellt und lokale Produktionsformen ausrottet.

Wir solidarisieren uns mit den kämpfenden Frauen in Europa, besonders in Griechenland, aber auch in Portugal, Galizien, Spanien, Italien und Mazedonien- die sich selbst organisieren um der neoliberalen reaktionären Offensive, unterstützt und beworben von Finanzinstituten, politischen Institutionen und ihren eigenen Regierungen, die im Dienst transnationaler Konzerne und ihrer Interessen stehen. Wir solidarisieren uns ebenfalls mit den Frauen des globalen Südens, die mit Hungersnöten, Verarmung, Sklaverei und Gewalt konfrontiert sind, und die fortfahren, ihren Widerstand zu organisieren.

Wir lehnen die fortschreitende Militarisierung rund um den Erdball ab, sie ist eine Strategie um unsere Körper, unsere Leben und unseren Raum zu kontrollieren, den Neokolonialismus zu stärken und eine neue Runde von Plünderung und Aneignung der natürlichen Ressourcen für die kapitalistischen Akteure zu garantieren, genau wie die fortgesetzte Bereicherung der Waffenindustrie als eine Folge der Krise. Wir fürchten eine  Wiederkehr von Militarisierung und Autoritatismus als gesellschaftlich akzeptierten Wert in verschiedenen Länderen der Erde: in Tunesien, Lybien und Ägypten, wo auch  Frauen fortfahren, gegen alle Formen  fundamentalistischer Diktatur und für wirkliche Demokratie zu kämpfen; in Palästina, wo Frauen gegen Kolonialismus und Zionismus kämpfen; in verschiedenen afrikanischen Ländern-  wie Senegal, wo die Regierung die Kraft der Armee nutzt, um Wahlinteressen zu unterstützen oder in Mali, wo bewaffnete Gruppen die Zivilbevölkerung terrorisieren in ihrem Kampf um die Vorherschaft im Norden des Landes; in Honduras, Mexiko, Guatemala und Kolumbien, wo der Prozess der Re- Militarisierung im Gange ist; und in verschiedenen Ländern in Asien-Ozeanien, wo die Präsenz des US- Militärs verstärkt wird.

Wir solidarisieren uns mit  Frauen und allen Menschen im Widerstand und auf allen Gebieten des Krieges, unter militärischer Kontrolle oder von dieser bedroht, sowie mit allen, die die negativen Folgen fremder Militärpräsenz erfahren. Trotz dieser extremen Situationen fahren wir Frauen darin fort, unseren Lebensraum, unsere Körper und unsere Länder gegen die Ausbeutung durch offizielle und inoffizielle Armeen zu verteidigen.

Wir lehnen die gemeinsame Strategie der globalisierten Massenmedien ab, die versuchen konservative Dogmen und Werte wiederzubeleben und die Errungenschaften und Erfolge der   Frauen rund um die Welt aufs Spiel zu setzen. Räume der gesellschaftlichen Teilhabe  werden geschlossen, Protest ist kriminalisiert und das Recht , die Entscheidungen über unseren Körper selbst zu treffen wird unterwandert. Unsere reproduktive Selbstbestimmung ist selbst dort bedroht, wo wir sie bereits errungen hatten: in verschieenen Staaten Nordamerikas und Europas (Portugal, Spanien, etc.), Staaten, in denen Abtreibung legal ist und dieses Recht untergraben wird durch die Praxis der Sparmaßnahmen für Krankenhäuser und Schwangerschaftsunterbrechungszentren.

In vielen anderen Ländern in Lateinamerika und Asien- Ozeanien, zum Beispiel in Brasilien, Japan und Vanatu, werden Frauen, die abtreiben, kriminalisiert. In Mexiko ist der Schwangerschaftsabbruch im Hauptstadtsdistrikt legalisiert und wird im restlichen Land kriminalisiert, während in Honduras schon die „Pille danach“ verboten wurde. In Nicaragua wurde der Schwangerschaftsabbruch kriminalisiert durch die Verfassungsreform, auch im Falle einer Vergewaltigung oder wenn das Leben der Mutter gefährdet ist. Diesen Beispielen folgend kämpft die Ehefrau des russischen Präsidenten an vorderster Front für das ausnahmsloseVerbot des Schwangerschaftsabbruchs. Selbsternannte „Pro-life“ Gruppen – die in Wirklichkeit den Tod von Frauen in Kauf nehmen und verteidigen- greifen uns und Angehörige der Gesundheitsberufe in Nordamerika an, üben Druck auf die Regierung Südafrikas aus und verhindern jede Debatte in Pakistan.

Wir solidarisieren uns mit allen Frauen die damit fortfaheren, gegen Übergriffe der  Polizei, der Behörden  und des  ungerechten Justizsystems, gegen Gewalt und Gewalttäter  zu kämpfen.

Angesichts dieser Zustände sind wir präsent auf den Straßen, wir entwerfen unsere Alternativen und wir setzen sie um in die Praxis. Einmal mehr zeigen wir unseren Widerstand und verteidigen unsre Lebensräume. Wir verstärken unseren Kampf für strukturelle Veränderungen unsrer Leben und wir werden den Marsch so lange fortsetzen, bis wir alle frei sind.

Wir rufen zur Vernetzung unserer Bewegungen auf und zur Stärkung der Allianzen mit den anderen  Teilen der Bewegung, denn das ist der Weg, eine freie Welt zu bauen.

 

Rund um die Welt, 8. März 2012

Zur Original-Erklärung in englisch...