Bericht zur Tagung "Fremdenfeindlichkeit"

Elke Theisinger-Hinkel

Die Landeszentrale für politische Bildung in Rheinland-Pfalz hat gestern in Kaiserslautern eine Veranstaltung durchgeführt mit dem Thema „Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus“. Die Veranstaltung war konzipiert als MultiplikatorInnen Tagung. Das Spektrum der Teilnehmer war daher auch sehr vielfältig, von Lehrerinnen und Lehrern über Schülerinnen und Schüler zu interessierten Teilnehmern aus Bürgerinitiativen „Gegen Rechts“, Friedensverbänden und Ratsmitgliedern aus den umliegenden kommunalen Parlamenten. Ebenso vielfältig war das Programm und die ReferentInnen.

Beginnend mit einer wissenschaftlichen Abhandlung unter dem Schwerpunkt „Rechtsextremismus in der BRD und in Rheinland-Pfalz“ von Dr. Jürgen Winkler (Institut für Politikwissenschaft der Universität Mainz). Dr. Jürgen Winkler referierte über die Einstellung, die als rechtsextrem eingestuft werden. Seiner Meinung nach überschneiden sich bei einer rechtsextremen Einstellung die Merkmale Fremdenfeindlichkeit, Nationalismus, Antipluralismus und Nationalsozialismus als Verherrlichung des dritten Reichs.

Als Wissenschaftler werten er und seine Kollegen auch Befragungen aus. Auszüge daraus mit einigen prägnanten Zahlen wurden dann auch vorgestellt:

-          13 Prozent aller Deutschen sehen eine Überlegenheit der Deutschen über andere Völker.

-          50 Prozent waren der Meinung, dass die BRD durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maße überfremdet ist.

-          12 Prozent finden, dass unter bestimmten Umständen eine Diktatur die bessere Staatsform ist.

-          48 Prozent sind der Auffassung, dass Gruppen und Verbandsinteressen bedingungslos dem Allgemeinwohl untergeordnet sein müssen.

-          22 Prozent waren der Überzeugung, dass Deutschland jetzt eine einzige starke Partei braucht.

-          16 Prozent finden, dass Juden besonders und eigentümlich sind und daher nicht so recht zu uns passen.

Diese Auffassungen müssen uns alle erschrecken. Schon weil Deutschland beim Ranking zu Fremdenfeindlichkeit im Vergleich zu 15 weiteren westeuropäischen Ländern auf Platz drei liegt, hinter Belgien und Dänemark. Belgien ist weit vorn, Deutschland und Dänemark liegen ziemlich gleichauf.

Mehr Information unter:

http://www.juergen-r-winkler.de/Forschung/Rechtsextremismus_Fremdenfeindlichkeit.php

http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/160_wittich.pdf

 

Der Beitrag des Referenten der Präventionsagentur gegen Rechtsextremismus vom Verfassungsschutz Rheinland-Pfalz Andreas Müller umriss das Thema „Rechtsextremismus und Jugend – Werbemethoden, Musik und Erscheinungsbild“. Die Abhandlungen selbst ergaben auch für mich, der ich nicht allzu tief in die Materie eingetaucht bin, nichts Neues. Auch die beiden Teilnehmer des VVN, mit denen ich mich unterhalten habe, bestätigten mir, dass dieser Vortrag keine neuen Erkenntnisse geliefert hat. Auch die Nachfragen nach einem Verbot der NPD wurden mit der immerwährenden Argumentation, dass sich damit die ganze Szene in den Untergrund verlagern würde und man sie damit nicht mehr beobachten können, abgewiesen.

 

Interessant, besser und von der Eindringlichkeit auch intensiver war der Vortrag von Alexandra Beyersdörfer von jugendschutz.net. Sie stellte diverse Internetwerbemethoden vor und neue Aktionsformen der rechtsextremen Szene.

Auch dafür habe ich einige URL´s recherchiert:

http://hass-im-netz.info/aktuell/monatsfeature/feature/pressekonferenz-neonazis-online-massiver-missbrauch-des-web-20/a8f867769d3633ecce82011cd1148fd4.html

http://hass-im-netz.info/fileadmin/dateien/dokumente/PDFs/Jahresberichte/bericht2010v2.pdf

Eine neue Aktionsform in der rechtsextremen Szene sind die sogenannten „Unsterblichen“. Diese Aktionsform funktioniert als Flash-Mob und damit ohne Reaktionsmöglichkeit seitens der Polizei und der Verbände. Die Teilnehmer tragen weiße Masken, sind daher nicht identifizierbar.

http://hass-im-netz.info/aktuell/monatsfeature/feature/neonazikampagnen-mit-weissen-masken-gegen-den-drohenden-volkstod/ec8c7c25779242987e2f751d2b6cfb2c.html

http://hass-im-netz.info/fileadmin/dateien/dokumente/PDFs/volkstod.pdf

 

Vielfältig wie die Tagung konzipiert war ging sie auch zu Ende mit einem eindringlichen Bericht einer Zeitzeugin des Holocaust. Margot Wicki-Schwarzschild ist in Kaiserslautern geboren und wurde 1940 mit anderen Juden aus der Pfalz nach Gurs und dann nach Rivesaltes deportiert. Sie schilderte ihre Erfahrungen, ihre Erlebnisse und ihre Gefühle. Nachlesen kann man dies bald, Frau Wicki-Schwarzschild hat gemeinsam mit ihrer Schwester einen Sammelband zusammengestellt mit Texten, Fotos und Dokumenten ihres Lebens. Dieses Buch erscheint demnächst unter den Titel „Als Kinder Ausschwitz entkommen“ und wird unter der ISBN  978-3-86628-339-8 beim Hartung Gorre Verlag herausgebracht.

http://www.christen-und-juden.de/html/wicki.htm

http://www.gurs-projekt.de/de/veranstaltungen.html

 

Euch allen ein schönes Wochenende!