Teilzeitarbeit ist weiblich und macht arm

Katrin Werner und Jochen Bülow

Nach der jüngsten Erhebung des Statistischen Landesamtes ist die Zahl der Teilzeitbeschäftigungen in Rheinland-Pfalz überproportional angestiegen. Diese Entwicklung kommentieren die Landesvorsitzenden der LINKEN, Jochen Bülow und Katrin Werner, MdB:

Jochen Bülow: „Der starke Anstieg um knapp 60.000 Teilzeitarbeitsverhältnisse in den letzten fünf Jahren auf insgesamt 615.000 Stellen ist ein Alarmsignal. Die Teilzeitquote im Land liegt jetzt bei 30 Prozent. Zugleich mit dem Niedriglohnsektor, mit Befristung, Leiharbeit und geringfügiger Beschäftigung ist die „irreguläre“, „atypische“ Beschäftigung längst nicht mehr die Ausnahme, sondern zur Regel geworden. Saisonarbeit und Tourismus als wesentliche Strukturmerkmale des hiesigen Arbeitsmarktes können diese Zahlen nicht mehr erklären, ebenso wenig familiäre Verpflichtungen oder Krankheitsfälle. Laut Landesamt bleibt ein sehr hoher Rest an „sonstigen Gründen“, mit denen Teilzeitarbeitsverhältnisse ursächlich verbunden werden. Was diese Gründe im Einzelnen ausmacht, darüber schweigen sich unsere Landesbeamten aus.“

Katrin Werner: „Die mit der Teilzeitarbeit verbundenen Probleme bekommen zuallererst die Frauen zu spüren – über 51 Prozent aller weiblichen Erwerbstätigen in Rheinland-Pfalz gehen dieser Beschäftigungsart nach. Teilzeitjobs sind häufiger schlecht bezahlt, fast 30 Prozent davon liegen unterhalb der Niedriglohngrenze, viele davon sind befristet. Die Entscheidung zur Aufnahme einer Teilzeitstelle ist in Zeiten des Kaufkraftverlustes oft genug unfreiwillig, um die Familie über Wasser zu halten. Die Konsequenzen tragen die Frauen davon. Mehr als drei Viertel von ihnen beziehen eine Altersrente unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle. Für DIE LINKE ist klar: Die Verteilung der Arbeitsmenge bedarf einer grundlegenden Neustrukturierung. Teilzeitverluste müssen kompensiert werden, Hürden beim Übergang in reguläre Arbeitsverhältnisse müssen abgebaut werden. Sichere, gut bezahlte Erwerbsarbeit für alle gibt es nur mit einer kürzeren Vollzeit bei vollem Lohnausgleich. Gemeinsam mit den Gewerkschaften fordern wir eine Stabilisierung des Rentenniveaus und dessen schrittweise Anhebung, zunächst auf 50 Prozent. Arbeit darf nicht armutsgefährdend, sondern muss existenzsichernd sein!“