Mindestlohn: „Knapp daneben ist auch vorbei“

Katrin Werner und Jochen Bülow

Die Erhöhung des gesetzlichen Mindeststundenlohns auf brutto 9,19 Euro zum Jahresbeginn nehmen die Landesvorsitzenden Jochen Bülow und Katrin Werner, MdB, zum Anlass, einen kritischen Blick auf die Zukunft zu werfen.

Jochen Bülow: „Zunächst einmal ist es natürlich erfreulich, dass der Mindestlohn steigt, und es ist ein Erfolg, dass die von der LINKEN angestoßene Debatte endlich zu Ergebnissen führt. Neben der zu geringen Steigerung bleibt unser Hauptkritikpunkt bei den Ausnahmen für Jobs bis zu 70 Tagen. Gerade der rheinland-pfälzische Arbeitsmarkt mit seinen vielen saisonal befristeten Arbeitsverhältnissen bei Erntehelfern, im Gastgewerbe und besonders im Tourismus ist jetzt noch anfälliger für nicht auskömmliche Jobs geworden, von langfristig nicht armutsfesten Rentenanwartschaften ganz abgesehen. Das ist inakzeptabel und findet unseren entschiedenen Widerspruch.“

Katrin Werner: „Hier läuft was gewaltig schief. Trotz Steigerung – der Niedriglohnsektor wächst und wächst auch vier Jahre nach Einführung des Mindestlohns. Mehrfachbeschäftigungen, unfreiwillige Teilzeitarbeit, der Zwang zum Aufstocken und Scheinselbständigkeit sind regelmäßig die Folge. Die Befürchtung vieler Arbeitgeber, dass höhere Grundlöhne zu höheren Preisen führen, hat sich nicht bewahrheitet. Dass andererseits der Mindestlohn seit seiner Einführung „die Wirtschaft angekurbelt“ habe, grenzt freilich an Zynismus. Alle Experten sind sich darin einig, dass die Steigerung um 35 Cent auf 9,19 Euro nicht ausreicht, um die Inflationsrate zu kompensieren und auch nur die grundlegenden Lebenshaltungskosten zu bewältigen. Um Armut trotz Arbeit wirksam zu bekämpfen, fordert DIE LINKE eine ausnahmslose Lohnuntergrenze von 12,63 Euro.“