Leserbrief: Chronistenpflicht verletzt

Alexander Ulrich, MdB

In der Demokratie ist die Chronistenpflicht eine wichtige Aufgabe der Medien. Dieser Pflicht wird die Rhein-Zeitung einmal mehr nicht gerecht: Hieß es vor ein paar Tagen noch nach den Zugewinnen der LINKEN bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern fälschlicherweise in der Rhein-Zeitung DIE LINKE „schwächelt", werden Stellungnahmen von Abgeordneten der LINKEN in der Ausgabe vom 22. September einfach "vergessen": Während rheinland-pfälzische Abgeordnete von FDP, Grünen, SPD und CDU auf der Titelseite zur Papstrede im Bundestag zu Wort kommen, wird den drei rheinland-pfälzischen Bundestagsabgeordneten der LINKEN diese Möglichkeit nicht eingeräumt. Stattdessen wird auf Seite fünf unzutreffend berichtet, unsere Fraktion würde der Rede geschlossen fernbleiben.

Das ist falsch. Wahr ist vielmehr: Ich persönlich werde bei der Rede anwesend sein - so, wie etwa die Hälfte der Mitglieder unserer Fraktion. Die andere Hälfte schließt sich einer Demonstration an, die den Papst an die zahlreichen Kritikpunkte erinnern soll, die Demokraten dem Vatikan entgegenhalten.

In dem von Ihnen veröffentlichten und in sich völlig unlogischen Nachrichtentext auf Seite 5 wird inhaltlich der Eindruck erweckt, unsere Fraktion bliebe der Papstrede fern, weil die Abgeordneten das katholische Kirchenoberhaupt nicht mit Zwischenrufen unterbrechen dürften. Das ist nun wirklich hanebüchener Unsinn. Uns nicht die Möglichkeit zur Stellungnahme einzuräumen und stattdessen Falschmeldungen zu verbreiten, ist ein Verstoß gegen elementare journalistische Sorgfaltspflichten – im Zusammenhang mit der LINKEN bei der Rhein-Zeitung leider kein Einzelfall. Eine Regionalzeitung, die sich selber als das wichtigste Print-Medium im Norden des Landes betrachtet - wo ich ein Wahlkreisbüro in Linz unterhalte - sollte seriöser arbeiten und die Trennung von Bericht und Meinung ernster nehmen. Sonst bleibt der schale Beigeschmack der politischen Einäugigkeit und Voreingenommenheit. Schade - Ihre Leserinnen und Leser hätten die Bereicherung der Diskussion durch unsere Argumente verdient.