Hunsrück wird zur hebammenfreien Zone

Alexandra Erikson, Mitglied des Landesvorstandes

„Demnächst stehen Hebammen arbeitslos auf der Straße und die werdenden Mütter bleiben sich allein überlassen“ so sieht Alexandra Erikson, Landesvorstandsmitglied der LINKEN aus Külz die Situation werdender und gebärender Mütter im ganzen Hunsrück.

Die drohende Schließung der Neugeborenenstation in der Hunsrück-Klinik werde gemeinsam mit der derzeitigen Verschärfung der Bedingungen der freiberuflichen Hebammen  den Hunsrück zur „offiziellen hebammenfreien Zone“  machen. „Es ist traurig, dass bereits vor dem ersten Blick ins Leben betriebswirtschaftliche Gesichtspunkte im Gesundheitswesen darüber entscheiden, unter welchen Umständen dieser stattfindet“.

Die freie Wahl des Geburtsortes ist auch eine Forderung des Deutschen Hebammen Verbandes. Mit gutem Grund: Weite Entbindungswege führen dazu, daß gerade Erstgebärende aus Unsicherheit zu früh ins Krankenhaus fahren und die Sectio-Rate  aus Gründen der Zeitersparnis steigt. Weite Wege mit Wehen und Blasensprung setzen werdende Mütter sinnlos unter Streß und erhöhen die Komplikationsraten für Mutter und Kind. Damit auch die Folgekosten für das Gesundheitssystem.

Nach Eriksons Ansicht ist es ein Skandal, dass gut ausgebildete Hebammen zu Tarifen beschäftigt werden sollen, die ein Einkommen für eine eigenständige Lebensführung nicht ermöglichen. Wenn angestellte Hebammen  im  TVöD  ihrer Ausbildung und ihrer Tätigkeit entsprechend eingruppiert wären, müssten sie in etwa das Gehalt eines Facharztes bekommen. Durch Schichtdienst, dauernde Rufbereitschaft und der hohen Verantwortung für Mutter und Kind stellt der Hebammenberuf höchste Anforderungen an die Frauen und ist mit einem eigenen Familienleben nur schwer zu vereinbaren.  Die Eingruppierung von Hebammen ist ein Ergebnis der Diskriminierung von Frauen im Berufsleben. Sie verdienen weniger, weil ihre Tätigkeit weniger wertgeschätzt wird.

Es müsse ein gesellschaftliches Interesse daran bestehen, „dass  auch in ländlichen Regionen Mütter einen Anspruch auf eine gute Betreuung von Schwangerschaft und Geburt haben. Hier sieht man deutlich das Versagen der momentanen Gesundheitspolitik, die sich an Fallzahlen und Statistiken orientiert und aus betriebswirtschaftlichen Gründen dabei ganze Regionen medizinisch ausbluten lässt.

Für Alexandra Erikson ist klar: „Es muss alles dafür getan werden, dass die Entbindungsstation in Simmern erhalten bleibt.“