Erwerbstätigkeit in Rheinland-Pfalz: Ein Fall für den Kurarzt

Katrin Werner und Jochen Bülow

Die beiden Landesvorsitzenden der Partei DIE LINKE. Rheinland-Pfalz, Jochen Bülow und Katrin Werner, MdB, kommentieren die jüngsten Zahlen des Statistischen Landesamtes zur Erwerbstätigkeit in Rheinland-Pfalz:

Katrin Werner: „Die Statistiken aus Bad Ems hinterlassen einen unbefriedigenden Eindruck. Auf den ersten Blick sieht es nach einer Erfolgsgeschichte aus, wenn neue Höchstwerte bei der Erwerbstätigkeit verkündet werden, aber: qualifizierte Aussagen lassen sich aus der vorgelegten Statistik nicht entnehmen. Und wenn man andere Quellen herbeizieht, währt die Freude nicht mehr lange. 30 Prozent aller abhängig Erwerbstätigen in Rheinland-Pfalz, also rund 600.000 Personen, sind Teilzeitkräfte – die überwältigende Mehrheit davon, nämlich 83 Prozent, ist weiblich. Im Detail kommt es noch schlimmer: 400.000 Menschen – also 20 Prozent aller ArbeitnehmerInnen – üben einen Minijob aus, 2016 waren, mit deutlich steigender Tendenz, 260.000 Menschen in unserem Bundesland ausschließlich geringfügig beschäftigt, hatten also ein monatliches Arbeitseinkommen unter 450 Euro. Damit ist kein Staat zu machen und die Altersarmut für weite Bevölkerungskreise vorprogrammiert.“

Jochen Bülow: „Inhaltlich und methodisch betrachtet drängt sich bei den Zahlen des Landesamtes der Vergleich mit den monatlich von der Bundesagentur für Arbeit verkündeten Arbeitslosenzahlen auf. Auch diese lassen qualifizierte Aussagen nur zu, wenn man sich dahinterklemmt und dann herausfindet, dass erhebliche Lücken bestehen: Arbeitslose, die älter als 58 sind, Weiterbildungs- und (fremd-)geförderte Arbeitsverhältnisse, Eingliederung und Krankheit, all das bleibt ungezählt. DIE LINKE rechnet seit Jahr und Tag vor, wie hier getrickst wird, und kommt wie jetzt für den Juni statt der offiziellen 97.000 auf 139.000 Arbeitslose in Rheinland-Pfalz. Erwerbstätigkeit und Erwerbslosigkeit bei uns als Erfolgsgeschichten? Wohl eher behandlungsbedürftig als Fall für den Kurarzt von Bad Ems.“