Internationaler Frauenkampftag 2024

Unsere Rede zum Internationalen Frauenkampftag 2024

Frauen tragen die Last unserer Gesellschaft auf ihren Schultern!

Transkript unserer Rede zum Internationalen Frauenkampftag

Vielen Dank, dass ich hier sein darf und hier vor euch sprechen darf. Und vielen Dank auch, dass doch so viele von euch gekommen sind, heute am internationalen Frauenkampftag. Denn das ist ein Tag, der leider gerne mal ein bisschen vergessen oder ein bisschen übergangen wird. Und zwar bekomme ich häufiger das Argument zu hören, den Feminismus in Deutschland, den braucht man gar nicht mehr so richtig. Es sind ja eigentlich alle schon gleichberechtigt. Und das, worüber Feminist*innen so sprechen, das sind ja eher irgendwelche Befindlichkeiten von Einzelpersonen, die eigentlich nichts mehr mit der Realität zu tun haben, sondern eher eine akademische Diskussion sind und etwas abgehoben.
Aber da bin ich deutlich anderer Meinung, denn man sieht, dass der Feminismus immer noch dringend benötigt wird, vor allem daran, dass soziale Berufe immer noch nicht die Wertschätzung erfahren, die sie eigentlich erfahren müssten. Denn immerhin sind das die Berufe, die jeden einzelnen von uns und jede einzelne von uns das ganze Leben lang begleiten. Angefangen bei der Hebamme, die einem auf die Welt hilft, über die Erzieherin und über die Lehrerin, bis hin zur Pflegekraft, die einem die Hand hält bei seinem letzten Atemzug.
Gerade diese typischen Frauenberufe, die begleiten einen Menschen sein ganzes Leben lang, aber dort fehlt trotzdem die Wertschätzung.
Es fehlt die Wertschätzung bei den Löhnen, die immer noch deutlich schlechter sind, als zum Beispiel bei Industriearbeitern. Es fehlt die Wertschätzung bei den Arbeitsbedingungen, wenn man sieht, dass man in der Pflege mit Personalnot und zum Teil im zwölften Dienst am Stück ohne irgendeinen Ruhetag arbeiten muss. Dann fragt man sich einfach, wo bleibt da die Würdigung dieser Arbeit. Es fehlt auch die Wertschätzung bei der Rente. Jede fünfte Frau ist von Altersarmut bedroht und kann froh sein, wenn sie überhaupt die Grundrente bekommt.

Es wird generell ja auch gerne mal gesagt, Frauen seien das "schwache Geschlecht". Das ist eigentlich ein bisschen ironisch, wenn man mal bedenkt, welche Last Frauen in unserer Gesellschaft jeden Tag auf ihren Schultern tragen.
Früher war es so, man hatte den Mann, der arbeiten gegangen ist und Geld verdient hat, und die Frau war zuhause und war Hausfrau.
Allerdings ist das heutzutage aufgrund der wirtschaftlichen Bedingungen quasi nicht mehr machbar. Es müssen eigentlich beide Vollzeit arbeiten, um über die Runden zu kommen. Das heißt, die Frau hat zusätzlich zu der "traditionellen Rolle" als Hausfrau und Mutter noch einen Vollzeitjob zu machen.
Man könnte natürlich sagen, man sollte diese Sorgearbeit, zum Beispiel Pflege von Angehörigen, Kinder großziehen und Haushalt einfach gerecht auf beide Partner verteilen, dann könnte man das schon schaffen. Aber das ist leider nicht der Fall.
Frauen leisten da immer noch 50% mehr und diese Sorgearbeit ist eben komplett unbezahlt. Und als Dank dafür oder sozusagen als netten Ausgleich verdienen Frauen dann in ihren eigentlichen Berufen noch mal rund 20% weniger.

Aber die Lasten, die Frauen tragen, die sind durchaus auch wortwörtlich gemeint. Ich würde da gerne mal ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung bringen.
Man könnte ja jetzt meinen, Frauen sind ja das "schwache Geschlecht", die können es mal etwas leichter angehen lassen bei der Arbeit. Nicht so schwer heben, nicht so schwere körperliche Arbeit machen. Aber das ist überhaupt nicht der Fall. Es gibt Daten, die zeigen, dass Frauen genauso hart körperlich arbeiten wie Männer, da gibt es wirklich überhaupt keinen Unterschied. Es gibt da zwar solche Richtlinien, die sagen, Frauen sollen nicht so schwer heben, also nur 10 kg und Männer nur 25 kg. Aber in der Praxis ist das eben einfach Schwachsinn. Ich kenne es selber, wenn man als Pflegekraft alleine auf dem Stockwerk ist und muss so einen 90-kg-Bewohner vom Bett in den Rollstuhl mobilisieren, dann ist es einfach utopisch, da irgendwelche Richtwerte einzuhalten. Also selbst, wenn man das nur ein mal macht, hat man diese Richtlinien ja schon bei weitem überschritten.
Und das ist durchaus ein Problem, das ich schon von vielen anderen Pflegekräften gehört habe. Das hat man dann zum Teil noch im zwölften Dienst am Stück, mit Personalmangel und unter Zeitdruck.
Also daran sieht man, finde ich, dass der Feminismus heute immer noch dringend gebraucht wird und seine Ziele immer noch nicht erreicht sind. Und deswegen finde ich, müssen wir hier zusammenstehen als alle Frauen. Sowohl cis-Frauen, trans-Frauen, lesbisch Frauen, heterosexuelle Frauen, androgyne Frauen, feminine Frauen, ganz egal, wir müssen alle zusammenhalten. Und wir müssen unsere Forderungen durchsetzen. Selbst im Jahre 2024 hat sich daran immer noch nichts geändert.
Wir brauchen deutlich höhere Löhne für die Pflege, um auch das abzubilden, was diese Leute leisten und was diese an psychischen und körperlichen Belastungen haben durch ihren Beruf.
Und wir brauchen eine Rente, die alle gleichermaßen unterstützt und nicht ausgerechnet die benachteiligt, die die meiste Arbeit machen, nur weil eben diese Arbeit unbezahlt ist.
Und wir brauchen gleiches Geld für gleiche Arbeit. Nicht nur sind die sozialen Berufe und damit die Frauenberufe deutlich schlechter bezahlt, es ist auch immer noch so, obwohl der Gender pay gap ja schon lange bekannt ist, dass Frauen für die exakt gleiche Arbeit weniger Geld verdienen. Und das ist ein Problem, dagegen müssen wir angehen.
Und ich finde es extrem wichtig, dass wir uns nicht spalten lassen von irgendwelchen TERFs oder ähnlichen, die einen Keil zwischen uns treiben wollen, zum Beispiel zwischen trans-Frauen und cis-Frauen.
Ich finde, wir müssen alle fest zusammenstehen und zusammenhalten und genau deswegen stehe ich auch heute vor euch. Dankeschön.