Geographien der (Ohn)Macht

Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Stiftung Regionalbüro Rheinland-Pfalz

Am 21. April findet von 15 bis 18 Uhr eine Veranstaltung bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Neckarstraße 27, 55118 Mainz) zum Thema Geographien der (Ohn)Macht - Militarisierung, Besatzung und Kolonialisierungsstrategien im tamilischen Nordosten Sri Lankas statt.

 

Die Veranstaltung findet anlässlich des zehnjährigen Endes des sogenannten Bürgerkrieges in Sri Lanka statt. Die Zerschlagung des bewaffneten tamilischen Widerstandes kam simultan mit der militärischen Besatzung der tamilischen Heimat einher. Heute hat die kleine Insel im Indischen Ozean trotz Ende des bewaffneten Konflikts ein höheres Rüstungsbudget als noch während des Krieges. Sri Lankas Armee, die fast ausschließlich aus Singhales*innen besteht und fast ausschließlich im tamilischen Heimatland stationiert ist, ist heute grösser als je zuvor und gilt als sichere, bequeme und patriotische Beruftsperspektive für viele junge Singhales*innen. Das Land, vor allem der tamilische Nordosten, ist heute eine der militarisierten Zonen der Welt.

 

Die von Tamil*innen als fremde Besatzungsarmee wahrgenommene Armee betreibt mittlerweile Hotelresorts, Badestrände, Plantagen, Museen und Restaurants. Die Militarisierung des Zivilsektors und der tamilischen Ökonomie verstärkt die Ohnmacht, die das tamilischen Volkes in der Besatzung verspürt und zerstört die marginalen Existenzgrundlagen, die dem tamilischen Volk nach dem Völkermord, der Zerstörung, die mit dem Bürgerkrieg einher kam und der Vertreibung eines Großteil der einheimischen Tamil*innen, verblieben ist.

 

Der Vortrag widmet sich den Machtgeographien in der tamilischen Heimat. Was sind die Beziehungen und Kontinuitäten zwischen der militärischen Besatzung des tamilischen Heimatlandes, Eelam, durch die sri lankische Armee zu der Besatzung der gleichen Territorien durch europäische Kolonialmächte? Wie drückt sich diese geographisch und geopolitisch aus? Was ist die Rolle von Infrastruktur in der Besatzung und Kolonialisierung dieser Region? Und wie entstehen singhalesische Kolonialsiedlungen innerhalb Eelams, und in welcher Verbindung stehen sie zum Kolonialprojekt „Sri Lanka"?

 

Sinthujan Varatharajah ist Essayist*in, Researcher*in und Open City Fellow der Open Society Foundation. Sinthujan ist derzeit Doktorand*in in Politischer Geographie am University College London und forscht zum Thema räumliche Widerstandspraktiken von geflüchteten Menschen in Asyllagern.