Nachtjagd auf Muffelwild zeigt fehlendes Augenmaß und Ignoranz
" (...) Wenn Muttertiere innerhalb der Trage- oder sogar Aufzuchtphase geschossen werden dürfen, nimmt man bewusst in Kauf, dass Lämmer elendig verenden. Zudem ist die Nachtjagd ethisch und jagdlich problematisch, da sie das Risiko von Fehlschüssen und somit einem schmerzhaften, langen Tod erhöht und darüber hinaus Wildtiere in unnötigen Stress versetzt.", Judith Huber, Sprecherin für Klima und Ökologie im Landesvorstand.
Die obere Jagdbehörde in Rheinland-Pfalz hat die Nachtjagd auf Muffelwild im Kreis Bad Kreuznach freigegeben und auch die Schonzeiten aufgehoben. Somit können die Tiere ungeachtet vom Mutterschutz ab sofort bejagt werden – mit drastischen Folgen, meint Judith Huber, Sprecherin für Klima und Ökologie im Landesvorstand.
„Die Aufhebung des Nachtjagdverbotes, auch innerhalb der Schonzeit, ist ein unnötiger Eingriff in die Natur und zeugt von fehlendem Augenmaß und mangelndem Respekt gegenüber den Wildtieren. Wenn Muttertiere innerhalb der Trage- oder sogar Aufzuchtphase geschossen werden dürfen, nimmt man bewusst in Kauf, dass Lämmer elendig verenden. Zudem ist die Nachtjagd ethisch und jagdlich problematisch, da sie das Risiko von Fehlschüssen und somit einem schmerzhaften, langen Tod erhöht und darüber hinaus Wildtiere in unnötigen Stress versetzt. Deswegen liegt ein Verstoß gegen Paragraph 1 des Tierschutzgesetzes vor, nachdem Tiere nicht ohne vernünftigen Grund Leid oder Schaden zugefügt werden dürfen“, so Huber.
„Die Begründung der Forstverwaltung, die auch obere Jagdbehörde ist, dass Schalenwild einen zu starken Verbiss bei Bäumen verursacht, wird zu einem Standardargument, um Schonzeiten von Wildtieren zu schleifen. Waren es bis vor wenigen Monaten noch die Rehe, die dem Wald schaden, wird nun das Muffelwild als ‚Schädling‘ ausgemacht. So verschiebt die Forstverwaltung Jagdzeiten nach Gutdünken, mit Duldung des Umweltministeriums“, so Huber weiter.
„Ich stelle bewusst die Frage, ob eine klare Trennung von Forstverwaltung und Jagdbehörde nicht längst überfällig ist – denn immer häufiger scheinen wirtschaftliche Interessen die Jagdregelungen zu bestimmen, während der Tierschutz in den Hintergrund rückt. Wald vor Wild ist für uns keine Option.“